Die Medienlandschaft in Österreich ist zwar klein, aber konzentriert und vielfältig. Einige wenige Medien dominieren die Nachrichtenwelt. Diese befindet sich seit ein paar Jahren im Wandel. Traditionelle Medien wie die „Wiener Zeitung“ gehen neue digitale Wege und Magazine, die sich vor allem an Jugendliche wenden, etablieren sich. Dazu gehören unter anderem die Onlinemedien wie das MOMENT Magazin oder Die Chefredaktion. Wie sieht es mit den Fakten aus? Wie hoch ist die Reichweite der Jugendmedien in Österreich wirklich?
Social Media als neue Nachrichtenquellen
Mittlerweile sind Social Media-Plattformen wie Instagram und TikTok in der Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken. Das zeigen vor allem klassische Nachrichtenkanäle wie die Zeit im Bild. Die Hauptnachrichtensendung vom Österreichischen Rundfunk (ORF) bietet unterschiedliche Formate wie ZiB 1, ZiB oder ZiB Flash. Der Journalist und Moderator Armin Wolf ist verantwortlich für Social Media in der ORF-News-Chefredaktion: „Für junge Menschen in Österreich ist die ZIB auf Instagram eine der wichtigsten Nachrichtenquellen überhaupt. Das erlebe ich immer wieder bei Schulbesuchen und bei Diskussionen – und es ist großartig, dass inzwischen schon eine Million Follower mit dabei sind.“ Auf TikTok ist die Reichweite mit 594.000 Followern ebenfalls hoch. Dort produzieren die Jung-Journalisten Ambra Schuster und Idan Hanin Content in Form von Kurzvideos. Für das noch jüngere Publikum moderiert Fanny Stapf die ZIB Zack Mini auf TikTok und Instagram für 6- bis 10-Jährige.
Auch der STANDARD hat sich in den sozialen Netzwerken in den letzten Jahren etabliert. Die österreichische Tageszeitung die 1988 erstmals erschien hat eine Reichweite von über 162.000 Followern auf TikTok und 447.000 Abonnenten auf Instagram. Auf Youtube hat der STANDARD mit mehr als 88.800 Abonnenten sogar eine größere Zuschauerschaft als die Zeit im Bild mit 51.000 Abonnenten.
Das erste TikTok Medium Österreichs
TikTok wird bei Jugendlichen ein immer wichtigerer Nachrichtenkanal. „Die Chefredaktion“ die 2021 von Melisa Erkurt gestartet wurde ist die jüngste Redaktion in Österreich. Vertreten ist sie ausschließlich auf TikTok und Instagram. Sie will junge Menschen und Migranten zwischen 14 und 24 Jahren erreichen und eine Plattform für diversen Qualitätsjournalismus bieten. Melisa Erkurt ist auch die Transparenz in ihrem Medium wichtig: „Man sieht nicht nur die Geschichte, sondern auch, wie sie entstanden ist.“ Bekannt wurde die Chefredaktion vor allem durch ihre ausführliche Berichterstattung über die Abschiebung der damals 12-jährigen Schülerin Tina T. Anfang 2021.
In Formaten wie Video-Reportagen, Live-Berichten und Erklärformaten erreicht die Chefredaktion täglich 73.300 Menschen auf Instagram und 23.000 auf TikTok. Das Medium hat sich also gut etabliert, befindet sich aber momentan in einer finanziell schwierigen Lage. Nachdem sie 2024 durch die Einstellung vom Biber Magazin vom Biber Verlag überraschend gekündigt wurde, kämpft sie ums Überleben. Sie finanzieren sich durch klassische Werbung und Kooperationen mit zum Beispiel der AK und dem Tanzquartier Wien. Außerdem durch ihr Abo-Modell über die Plattform Steady. Die Chefredaktion richtet sich hier an ihre Follower: „Wir brauchen 2000 Steady-Abos, um unsere Zukunft nachhaltig zu sichern – die Zukunft von jungem und diversem Journalismus“
Onlinemagazine statt Zeitungspapier
Ein Paradebeispiel für den Rückgang von Medien in gedruckter Form, ist die Wiener Zeitung. Seit Juli 2023 ist das öffentlich-rechtliche und unabhängige Medium, und die bis dahin älteste österreichische Tageszeitung, komplett online gegangen. Seitdem liegt der Schwerpunkt nach wie vor im kritischen Qualitätsjournalismus aber vor allem auf Datenjournalismus und lösungsorientiertem Journalismus. Es werden Erklärungen und Zusammenhänge von Statistiken wie zum Beispiel Statistik Austria veröffentlicht. Die Zielgruppe sind hier Personen zwischen 20 und 30 Jahren sowie jünger.
Das MOMENT Magazin ist ein weiteres Jugendmedium, welches ausschließlich online verfügbar ist. Der Chefredakteur Tom Schaffer sagt in einem Interview mit dem STANDARD: “Unsere Mission ist es, Ungerechtigkeiten zu kritisieren, Probleme zu erklären, Lösungen aufzuzeigen und Menschen sprechen zu lassen, über die öffentlich sonst immer nur von anderen gesprochen wird. Das ist es, was wir einen Journalismus mit Haltung nennen.” Das Magazin ist für seine unabhängige und innovative Berichterstattung in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bekannt. Es finanziert sich durch die Einnahmen von externen Spendern und einer Mehrzahl freiwilliger Mitarbeiter. Auf Instagram haben sie durch Erklär- sowie Informationsvideos mittlerweile eine Reichweite von über 101.000 Followern erreicht.
Verfasse auch du einen Beitrag auf campus a.